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Bretagne |
Regionalsprache in Frankreich |
Die heutige politische Region Bretagne gliedert sich in vier Departements auf der armorikanischen Halbinsel. Die historische Bretagne besteht jedoch noch aus einem weiteren Departement, dem Departement Loire-Atlantique mit seinem Hauptort Nantes, das heute zur administrativen Region Pays de la Loire gehört. Die Bretagne findet sich also auf der französischen Verwaltungskarte abgetrennt von ihrer historischen Hauptstadt Nantes wieder— bei Schaffung der Programmregionen nach dem Zweiten Weltkrieg sollte wohl einer zu starken und zu großen (historischen) Bretagne zuvorgekommen werden. In der Tat haben die Bretonen im zentralisierten Frankreich einen schweren Stand. Die Bretonen kamen ursprünglich im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. von den britischen Inseln auf das europäische Festland, wo sie sich auf der armorikanischen Halbinsel niederließen. Viele ihrer Nachfahren fühlen sich noch heute eher mit den Inselkelten als mit den Gallo-Kelten verbunden. Die Bretonen kamen nicht alleine auf das europäische Festland. Sie brachten auch ihre keltische Sprache mit. Als die Bretagne im 16. Jahrhundert durch Heiratspolitik zum Königreich Frankreich kam, blieben die Bretonen zunächst ihrer eigenen Sprache treu. Die bretonische Sprachgrenze wurde jedoch mehr und mehr nach Westen in die armorikanische Halbinsel gedrängt. Heute verläuft sie von St-Brieuc über Pontivy nach Vannes und beschreibt die nach einem bekannten Sprachforscher benannte „ligne Sébillot“. Bretonisch wird heute also v. a. in einem Gebiet gesprochen, das auch als „Basse Bretagne“ bekannt ist. Es wird v. a. auf dem Land und von älteren Leuten gepflegt. In den Städten Brest, Quimper und Lorient ist Bretonisch kaum noch zu finden, da bereits unter Napoleon hier ganz bewusst französischsprachige Funktionäre angesiedelt wurden. Nantes und Rennes sind traditionell nicht bretonischsprachig.
Die Bewegung zur Bewahrung der bretonischen Sprache wurde durch den Zweiten Weltkrieg stark ausgebremst, da einige bretonische Nationalisten auf Deutschland setzen, um nach einem deutschen Sieg mehr ersehnte Autonomie zu erreichen. Nach der Befreiung der Bretagne kam es daraufhin zu einem Rachefeldzug der Resistance. Die Bretonen, ohnehin von vielen Franzosen als inselkeltische Fremdkörper auf dem Festland wahrgenommen, wurden durch eine Anti-Bretonische-Stimmung eingeschüchtert. Die bretonische Elite wurde ermordet, die bretonische Sprache 1945 aus den Schulen verbannt. Erst 1975 gab es wieder Anzeichen einer bretonischen Bewegung. Die bretonische Sprache erhielt schrittweise wieder einen bescheidenen Zugang zu den Schulen. Aktuellen Schätzungen zufolge—offizielle Zahlen gibt es nicht—sprechen heute noch ca. 300.000 Menschen Bretonisch, also ca. 20 Prozent der regionalen Bevölkerung. Diese Sprecher sind heute komplett zweisprachig. Sprachforscher stellen nicht nur sinkende Sprecherzahlen, sondern auch eine Verarmung und Franzisierung der Sprache fest. Nicht nur die Sprecher vergreisen, sondern auch das Vokabular. Da die Sprache in Wirtschaft, in Medien, kurz: in allen öffentlichen Bereichen heute keine Rolle mehr spielt, verarmt auch der entsprechende Wortschatz. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bretonen anders als andere Sprachminderheiten in Frankreich wie z. B. die Flamen oder die Katalanen nicht auf ein muttersprachliches Medienangebot aus dem Ausland zurückgreifen können. |
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